Archiv Seeigel
Biologie der Seeigel
Seeigel sind faszinierende Lebewesen und gehören zu den Stachelhäutern (Echinodermata), einer Gruppe, die auch Seesterne, Seelilien, Schlangensterne und Seegurken umfasst. Diese Tiere sind nicht nur für ihre lebenden Vertreter bekannt, sondern auch für ihre beeindruckenden fossilen Überreste, die uns viel über die Erdgeschichte verraten können.
Fossile Seeigel sind ab dem Jura nachweisbar und erreichten in der oberen Kreide und im Paläozän eine bemerkenswerte Artenvielfalt. Bei der Betrachtung ihrer Überreste können wir zwei Hauptgruppen von Seeigeln unterscheiden: die regulären und die irregulären Seeigel.
Reguläre Seeigel, auch als Regularia bekannt, haben eine runde, symmetrische Form. Ihre Mundöffnung (Unterseite) befindet sich direkt gegenüber der Afteröffnung (Oberseite), was ihnen eine klare Orientierung im Raum verleiht. Diese Gruppe ist oft durch große, auffällige Stacheln gekennzeichnet, die im Sediment gut erhalten bleiben und häufig in fossiler Überlieferung gefunden werden. Diese Stacheln boten nicht nur Schutz, sondern sind auch ein wichtiges Merkmal, um diese Seeigel zu identifizieren. Fossile reguläre Seeigel sind oft in marinen Ablagerungen zu finden, die auf eine Lebensweise in offenen Gewässern hinweisen.
Im Gegensatz dazu stehen die irregulären Seeigel (Irregularia). Diese Gruppe hat sich an ein Leben im Sediment angepasst und zeigt eine asymmetrische Form. Bei irregulären Seeigeln ist die Afteröffnung nach hinten gewandert, in die Nähe der Mundöffnung, was ihnen hilft, sich besser im Boden zu bewegen. Ihre Stacheln sind in der Regel kleiner und sitzen auf winzigen Stachelwarzen, was ihnen eine glattere Oberfläche verleiht. Fossile irreguläre Seeigel sind oft in sandigen oder schlammigen Ablagerungen zu finden, was auf ihre Lebensweise im Sediment hinweist.


Ein regulärer Seeigel hat eine runde, symmetrische Form (fünfstrahlige Radiärsymmetrie). Die Mundöffnung befindet sich auf der Unterseite, während der After direkt gegenüber auf der Oberseite liegt.


Irreguläre Seeigel zeichnen sich sehr häufig durch eine Bilateralsymmetrie aus, bei dem ein Organismus in zwei spiegelbildliche Hälften unterteilt werden kann, die entlang einer einzigen Längsachse angeordnet sind. Diese Symmetrieform zeigt sich derart, dass eine Seite des Körpers eine exakte Kopie der anderen ist, ähnlich wie bei einem Schmetterling oder einem Menschen. Bei irregulären Seeigeln liegen Mund- und Afteröffnung nicht gegenüber voneinander (Unter- und Unterseite) sondern dichter beieinander (Hier auf den Bilder ist die Mundöffnung zentral auf der Unterseite des Seeigels zu sehen, die Afteröffnung liegt auf 6 Uhr am Rand).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Unterscheidung zwischen regulären und irregulären fossilen Seeigeln vor allem auf der Form, der Symmetrie und der Anordnung von Mund und After basiert. Während reguläre Seeigel durch ihre runde Form und großen Stacheln auffallen, zeichnen sich irreguläre Seeigel durch ihre asymmetrische Gestalt und eine an ein Leben im Sediment angepasste Lebensweise aus.
Fossile Seeigel sind weltweit verbreitet und können in einer Vielzahl von geologischen Formationen gefunden werden, wobei einige Regionen besonders bekannt sind.
In Nordamerika sind fossile Seeigel häufig in den marinen Ablagerungen der Rockies und im Westen der USA anzutreffen, insbesondere in den Kreideformationen, die von Montana bis Texas reichen. Auch in den Kalksteinvorkommen Floridas finden sich zahlreiche Fossilien.
In Europa sind die Küstengebiete des Mittelmeers, insbesondere in Ländern wie Italien und Griechenland, bekannt für ihre fossilen Seeigel, die oft in den Kreideablagerungen vorkommen. Auch die Kreideküsten der Normandie in Frankreich oder im Süden Englands sind bekannt für tolle Seeigelfunde. Zudem sind im Vereinigten Königreich und in Deutschland, insbesondere in den Jurakalksteinen, zahlreiche Funde dokumentiert.
In Asien sind fossile Seeigel in den marinen Sedimenten Japans und Chinas oder auch Indonesiens häufig zu finden. Diese Regionen bieten gute Bedingungen für die Fossilisation durch ihre geologischen Formationen und die erhaltenen marinen Ökosysteme.
Südamerika hat ebenfalls bedeutende Fundstellen, insbesondere in Argentinien, wo Fossilien aus der Kreidezeit entdeckt wurden. In Australien sind fossile Seeigel in den kalkhaltigen Ablagerungen der Südküste verbreitet.
Zusammenfassend sind fossile Seeigel nicht nur ein wichtiger Teil der Erdgeschichte, sondern sie sind auch in verschiedenen Regionen der Welt zu finden, wobei die häufigsten Funde in marinen Sedimenten der Kreide- und Jura-Perioden liegen.
Fossile Seeigel variieren erheblich in der Größe, was einen weiteren faszinierenden Aspekt dieser Lebewesen darstellt. Die kleinsten fossilen Seeigel messen oft nur wenige Millimeter im Durchmesser. Diese kleinen Exemplare sind häufig in sedimentären Ablagerungen zu finden und können detaillierte Informationen über die damaligen Lebensbedingungen liefern.
Auf der anderen Seite gibt es auch beeindruckend große fossile Seeigel. Einige Arten, insbesondere reguläre Seeigel, können Durchmesser von bis zu 30 Zentimetern oder mehr erreichen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der große Seeigel Hemicentrotus, dessen Fossilien mit einem Durchmesser von bis zu 35 Zentimetern gefunden wurden. Diese Größenunterschiede spiegeln nicht nur die Vielfalt der Arten wider, sondern auch die unterschiedlichen Lebensweisen und ökologischen Nischen, die sie im Laufe der Erdgeschichte eingenommen haben.